
Die Miniatur des Altarkreuzes aus der Propstei in Bochum, war mein Abschiedsgeschenk nach einem Jahr in Hattingen. Transparent und im Laufe des Tages in allen Farben des Regenbogens Lichtimpulse sendend, wenn es sich bewegt. Es hatte seinen Platz im obersten Stock unserer Wohnung in Nasca gefunden. Ein Stockwerk für Gäste, eines mit drei Schlafräumen und das Wohnzimmer mit Küche ganz oben. Von dort aus sah man die angeblich größte Düne der Welt, von der sich Touristen mit Sandboards in die Tiefe stürzen. Das Meer ist zwar 50 Kilometer weit entfernt, aber seinen Sand, der auch die Megadüne hat entstehen lassen, spürte man in Nasca jeden Tag. Nach zwei Tagen war das Treppenhaus verstaubt und manchmal gibt es dort regelrechte Sandstürme, die einem die Sicht rauben. Mein Pexiglaskreuz drehte sich dort bei jedem Windzug und spiegelt das Licht wahrhaft atemberaubender Sonnenuntergänge.
Eine gute Basis um loszugehen. Mich rief nach 10 Jahren Knast die Weite der Anden mit ihren Menschen, die für mich Europäer oft nicht leicht zu verstehen sind. Aber ich spürte, dass es Kontakt gibt, wenn ich ehrlich mein Herz öffne. All meine Unzulänglichkeiten zugeben können, wenn ich mit dem Auto die Landgemeinden besuchte. Zuhören und die Rezepte und eigenen Ideen erst einmal hintenanstellen. Menschenbegegnug ist auch immer Gottesbegegnung wo ganz viel von ihm durchscheinen will. Ich baute ein Haus direkt am Fluss Aja in Nasca. Der Fluss führt, wenn es hoch kommt einen Monat im Jahr Wasser. Und doch sollte man ihn und seine Gewalt ernst nehmen. Fast hätte er unser Haus 2024 weggerissen. Mich ruft und inspiriert mehr das unsichtbare und nicht gleich offensichtliche. Ich bitte um Geduld, um da dran zu bleiben.
Als Europäer und Priester bin ich hier immer sofort in der Rolle des reichen Gebers und die Leute projizieren all ihre Not und Bedürftigkeit auf mich. Da ist Begegnung auf Augenhöhe jeden Tag eine Herausforderung. Liturgisch und kirchlich war ich 4 Jahre heimatlos. Mein Altar war dort, wo mein Auto Halt macht oder wo ich am Wochenende einsprang. Mal tut das gut und mal ist es auch nervig. Inspirierend ist es alle mal. Wir arbeiteten an vielen Baustellen. Was bedeutet es, die Laien in den Caritasgruppen vor Ort zu stärken? Welche Projekte sind nachhaltig und verändern Situationen? Wie soll ein Caritaszentrum für alle aussehen? Mein Plexiglaskreuz leuchtet und dreht sich jetzt wieder in Lima. Regenbogenbunt. Seine Leichtigkeit möchte ich jetzt auch mit in den neuen Alltag nehmen. Die Menschen mit diversen Sexualitäten sind es nicht gewohnt, dass sich Kirche um sie kümmert und einen Raum schafft. Allzu oft haben sie die Predigt konservativer, homophober Priester über sich ergehen lassen und sind längst aus der Kirche ausgezogen. Es braucht ganz langen Atem aber ich spüre, dass mein Pastoralteam hier in der Hafenstadt Callao auf meiner Seite steht und mir den Rücken stärkt.
Mit dem Künstler meines Kreuzes „Ludger Hinse“ bin ich in Kontakt. Seine Kunst ist weltweit zu sehen und er freut sich, dass nun sein Kreuz die Farben des Himmels über Callao einfängt. Hier leite ich euch zu seiner Seite weiter. Mich inspiriert seine Art, Welt und Glauben in seiner Kunst miteinander zu verbinden.
Schau einmal: https://www.ludgerhinse.de
